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27/11/2023Lebensraumverlust bedroht den stärksten Greifvogel
Harpyien: integrierter Artenschutz (Ex Situ / In Situ)
IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
Harpyien (Harpia harpyja) zählen zu den mächtigsten Greifvögeln der Erde. Beheimatet sind sie in den tropischen Regenwäldern Latein- und Mittelamerikas, wo sie in den Kronen großer Bäume nisten. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus Faultieren, Affen und kleineren Säugetieren. Seit 1980 gibt es diese Vögel auch im Tiergarten Nürnberg. Mit dem ersten Paar „Enrico“ und „Esmeralda“ gelang es dem Tiergarten 15 Tiere zu züchten. Die meisten Nachkommen leben heute noch, und zwar bei uns im Tiergarten und im Zoo Berlin. Andere wurden zu Zuchtzwecken an Zoos in Peru, Brasilien und Ecuador abgegeben. Während dieser 40 Jahre hat man viel über diese Greifvögel gelernt und der Tiergarten Nürnberg ist nun fest entschlossen integrierten Artenschutz für diese Art zu fördern.
Hauptgrund für das gestiegene Interesse an der Haltung von Harpyien ist dem Bedrohungsstatus im Freiland geschuldet. Laut der roten Liste der IUCN wird der aktuelle Naturbestand als bedroht (near threatened) mit stark rückläufiger Tendenz eingestuft. Ursache dieses Rückgangs ist die zunehmende Zerstörung des Habitats, vor allem Rodung größerer Urwaldflächen. Darüber hinaus ist unser Wissen über die Biologie der Art eher dürftig, Untersuchungen und Verhaltensbeobachtungen im Zoo könnten dazu beitragen einige Wissenslücken zu schließen
Unser Beitrag
Der Tiergarten Nürnberg beteiligt sich momentan an folgenden Artenschutz- und Forschungsprojekten:
1. Assistierte Reproduktion bei Harpyien (Harpia harpyja) - Chancen für den internationalen Artenschutz.
Partner: Dr. Dominik Fischer – Zoo Wuppertal & Arbeitsgruppe - Aviäre Reproduktion der Justus-Liebig-Universität Gießen – Dr. Marcos Oliveira – ITAIPU Binacional, Brasilien
Die Möglichkeiten der assistierten Reproduktion bieten viele Chancen für die Zucht seltener Vogelarten wie Harpyien und damit für den Artenschutz. Falls eine natürliche Fortpflanzung ausbleibt oder nicht möglich ist, bleibt die assistierte Reproduktion als Option. Da derzeit die Verfügbarkeit von Frischsperma als limitierender Faktor anzusehen ist, könnten durch die Etablierung einer erfolgreichen Kryokonservierung von Samenzellen bedeutende Beiträge für die Zucht von Harpyien geleistet werden. Das Forschungsprojekt umfasst folgende Teilprojekte:
- Spermagewinnung,
- Spermatologische Untersuchung,
- Kryokonservierung und
- Artifizielle Insemination
2. Ex-situ-Populationsgenetik der Harpyien in Brasilien
Partner: Dr. Aureo Banhos – Universidade Federal do Espiritu Santo, Brasilien
Individuen gefährdeter Arten, die in Zoos gehalten werden, können eine genetisch und demographisch lebensfähige Sicherheitspopulation bilden, um bedrohte Populationen wiederherzustellen, die in der Natur ausgestorben oder rückläufig sind. Für den Erfolg eines Ex-situ-Erhaltungsprogramms ist es jedoch notwendig, dass die genetische Variabilität der Sicherheitspopulation gut charakterisiert ist und das genetische Profil der Individuen bekannt ist.
Diese Studie wird alle relevanten Informationen liefern, um eine demografische und genetische Datenbank (Zuchtbuch) zu erstellen, die das Ex-situ-Populationsmanagement von Harpyien in Brasilien unterstützt.
Das Forschungsprojekt umfasst folgende Teilprojekte:
- Einrichtung und Entwicklung eines genetisch basierten Zuchtbuchs;
- Charakterisierung des genetischen Profils der Harpyien-Individuen in Zoos;
- Bewertung der genetischen Variabilität der Harpyienpopulation in Zoos;
- Identifizierung der geografischen Herkunft von Individuen;
- Sequenzierung des kompletten Harpyien-Genoms zu Referenzzwecken.
3. Koordiniertes Zuchtprogramm.
Der Aufbau und Erhalt von Zuchtprogramme für gefährdete Arten gehören zu den wichtigsten Aufgaben von Zoos. Die im Zoo geborenen Tiere dienen dazu, die Populationen in freier Wildbahn zu stärken, aber in den meisten Fällen zielen diese Programme darauf ab, eine nachhaltige Ersatzpopulation zu schaffen. Im Falle der Harpyien versucht der Tiergarten Nürnberg nicht nur die Zucht im eigenen Zoo voranzutreiben, sondern auch in anderen Institutionen. Einige Tiere, die in Nürnberg geboren wurden, sind nun in andere Zoos in Südamerika geschickt worden, um dort für Nachwuchs zu sorgen.
Siehe:
https://www.nationalgeographic.de/tiere/2022/01/artenschutz-wie-eine-harpyie-aus-nuernberg-seine-art-retten-soll-ecuador