Auswilderung Alpensteinbock
14/07/2021Im Einsatz für die Harpyie
30/01/2022Rettung für den Feuersalamander
Der Salamanderfresser – eine tödliche Pilzseuche bedroht den europäischen Feuersalamander
IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
2010 entdeckten Wanderer in einem niederländischen Waldgebiet eine Vielzahl toter Feuersalamander (Salamandra salamandra). In kurzer Zeit war die gesamte Population der Amphibien buchstäblich ausgelöscht. Drei Jahre später bekam der Killer einen Namen: Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), „Salamanderfresser“.
Der vermutlich aus Ostasien eingeschleppte Chytridpilz breitete sich zunächst im Dreiländer-Eck Niederlande/Belgien/Deutschland aus, bald darauf kam es zu Massensterben im Ruhrgebiet und den angrenzenden Regionen. 2020 schließlich wurde der Erreger erstmals 500 Kilometer entfernt vom bisherigen Epidemie-Gebiet auch im bayerischen Naturpark Steigerwald nachgewiesen. Damit ist klar: Der Pilz wird sich flächendeckend ausbreiten. Da die Sterblichkeit bei Tieren im Freiland bei vermutlich 100 Prozent liegt, muss schnell gehandelt werden. Der Aufbau von Reservepopulationen in menschlicher Obhut bildet hierbei die Grundlage für den Erhalt des heimischen Feuersalamanders in seiner gesamten Vielfältigkeit.
Unser Beitrag
Der Tiergarten Nürnberg hat sich entschieden, tatkräftig bei der Arbeit von Citizen Conservation mitzumachen. Das Gemeinschaftsprojekt von Frogs & Friends, dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat es sich zum Ziel gesetzt, durch die Kooperation von Privathaltern und Zoos die Anzahl an Erhaltungszuchtprogrammen für bedrohte Arten auszubauen. Angesichts der stark steigenden Aussterberate (jeder kennt inzwischen Form und Charakteristik von Exponentialkurven) in den kommenden Jahrzehnten werden wir viele Tier- und Pflanzenarten nur erhalten können, wenn wir sie in menschliche Obhut nehmen und so koordiniert und gezielt für die Zukunft erhalten. Der maßgebliche Antrieb hierfür liegt weniger in einer „musealen Sammelleidenschaft“ begründet als vielmehr in der begründeten Annahme, dass wir Menschen selbst in eine akute Bedrohungslage hineinlaufen, sollten die ökologischen Systeme kollabieren. Die Anzeichen für diese Entwicklung sind nicht zu leugnen. Entscheidend wird selbstverständlich am Ende weniger das Überleben von Löwe, Elefant oder Feuersalamander sein, sondern vielmehr das der Millionen von Mikroorganismen, die beispielsweise unsere Böden mit Leben (und entsprechender Leistungsfähigkeit) erfüllen, dennoch macht es Sinn, sich um den Erhalt dieser Flaggschiffarten zu bemühen, denn am Ende gilt: Wenn wir den Feuersalamander erhalten wollen, schützen wir damit den Waldboden und seine Bewohner gleich mit. Aber auch dies muss uns erst einmal gelingen. Der Erhalt des Feuersalamanders ist ein Thema, welches tatsächlich erst vor Kurzem mit Vehemenz auf die Tagesordnung gedrängt ist. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erarbeitet derzeit Citizen Conservation mit seinen Partnern aus Wissenschaft und Tiergärtnerei einen Rettungsplan für den Feuersalamander. Das Ziel ist, die Rahmenbedingungen zu klären, um möglichst viele genetische Linien des Feuersalamanders in Menschenobhut zu erhalten. Auf dieser Grundlage soll dann auch geklärt werden, wie ein solch „artenschützerischer Kraftakt“ organisiert und finanziert werden kann, zumal heute noch nicht absehbar ist, wann eine Wiederansiedelung der Tiere in ihren angestammten Habitaten möglich sein wird.
Parallel dazu beginnen wir mit der praktischen Arbeit. Der Tiergarten Nürnberg hat im Herbst 2020 kurzfristig eine Quarantäneeinrichtung zur Verfügung gestellt, um befallene Feuersalamander aus dem Steigerwald zu therapieren. Die ersten Tiere haben sowohl die zwei-wöchige Wärmebehandlung als auch die vier-monatige Quarantänezeit gut überstanden. Im Sommer 2021 wurden die ersten heimischen Feuersalamander an CC-Halter zum Zwecke der koordinierten Erhaltung verteilt.
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Vorteil beim Film: Man muss nicht eingreifen, darf einfach nur zuschauen
Autorin Susann Knakowske hat über ein Jahr lang Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Naturschutz und Tierhaltung filmisch begleitet. Das war nicht so geplant, das hat sich so ergeben. Denn weder Corona, noch der Bsal-Sprung nach Bayern standen auf dem Drehplan, als Ende 2019 mit den Vorbereitungen begonnen wurde. Der erste Film ist nun fertig und gibt einen Überblick über den Stand der Dinge in Sachen Salamanderfresser im Frühjahr 2021.
Link zum Artikel und Film auf der CC-Homepage:
https://citizen-conservation.org/news/feuersalamander-film/
Link zum Film auf Youtube:
https://youtu.be/jqTBb0TuoTI