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27/04/2020Wiederansiedlung Kulane
IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
Kasachstan: bedrohter Wildesel kehrt zurück!
In den letzten 200 Jahren schrumpfte ihr Verbreitungsgebiet dramatisch und umfasst heute weniger als drei Prozent seiner ursprünglichen Größe. Der Kulan (Equus hemionus) steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und gilt als „stark gefährdet“. Nach dem Ende der Sowjetunion nahm jedoch die Bevölkerung in Kasachstan ab und es gibt jetzt wieder viele weiträumige Flächen, oftmals beinahe menschenleer. Gleichzeitig haben sich die Kulan-Bestände in Schutzgebieten wie dem Altyn Emel Nationalpark so gut erholt, dass Tiere von dort in die frei gewordenen Areale umgesiedelt werden können. Ein solches Gebiet ist die zentralkasachische Steppe.
Unser Beitrag
Der Tiergarten Nürnberg engagiert sich in einem internationalen Projekt für die Wiederansiedlung von Kulanen in dem kasachischen Altyn Dala-Schutzgebiet. Das Fangen und die Betreuung großer Wildtiere erfordern eine große Fachkenntnis. Der Nürnberger Tiergarten verfügt über jahrelange Erfahrung mit der Haltung und dem Transport von Kulanen. Vor Ort wurde dieses Wissen bereits gut gebraucht. Einen wichtigen Beitrag leistete der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg, der für das Projekt mehrere GPS-Sender-Halsbänder, teilweise mit Kameras ausgestattet, finanzierte. Damit können die Wanderrouten der Tiere nachverfolgt werden – und die Tiere machen ganz nebenbei Selbstportraits (siehe Bild).
In dem Kulan-Projekt kooperiert der Tiergarten mit dem Norwegian Institute for Nature Research (NINA), der Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK) und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF).
Kulane werden im Tiergarten Nürnberg gehalten und gezüchtet.
Artikel zum Thema
Geglückte Umsiedelung in Kasachstan
Kulane für die Steppe
manati 33. Jahrgang, Heft 1, Juni 2018, Seite 27.
Der Tiergarten Nürnberg und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt arbeiten bereits seit 2012 mit der Kasachischen Naturschutzorganisation ACBK (Association for Conservation of Biodiversity of Kasachstan) an der Wiederansiedelung von Urwildpferden im Schutzgebiet von Altyn Dala in der zentralen Mongolei. Das große Ziel ist eine "Serengeti des Nordens" zu etablieren.
Nachdem Tiergartendirektor Dag Encke und der Zooinspektor Max Reinhard für Absprachen und Vorbereitungen der Pferdetransporte in der Mongolei aktiv waren, zwei Eingewöhnungsgehege sowie eine Ranger-Station aufgebaut, aber die bürokratischen Voraussetzungen für die Pferdetransporte noch nicht geklärt waren, wurde ein Umzug von Kulanen geplant. So konnte die schon vorhandene Infrastruktur genutzt werden.
Als weitere Projektpartner kamen noch das norwegische Natur-Forschungsinstitut (NINA), die englische Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und das kasachische Komitee für Forst und Natur (CFW) dazu. So wurden Ende Oktober 2017 im Nationalpark Altyn Emel 13 Kulane gefangen und neun von ihnen (ein Hengst, vier Stuten und zwei Stut- und zwei Hengstfohlen) am 24. Oktober im größten Transporthubschrauber (MI 26) in das 1.300 km entfernte Schutzgebiet nach Altyn Dala geflogen, wo sie alle wohlbehalten den Winter in dem vorbereiteten Eingewöhnungsgehege verbrachten.
Im April 2018 war es dann so weit, die Tore wurden geöffnet, aber die Kulane wollten das Gehege nicht verlassen. Erst sanfter Druck ließ die Kulane die Weiten der kasachischen Steppe erkunden. 130 km sind die Wildesel in Richtung Südwesten gelaufen, dann wieder umgekehrt und direkt zurück, wo sie sich jetzt in der Nähe der Rangerstation aufhalten. Nach 100 Jahren Abwesenheit bewohnt diese eindrucksvolle Tierart nun wieder ihre alte Heimat!
Helmut Mägdefrau
Die Rückkehr der Wildesel
Die Wiederansiedlung der Kulane in der asiatischen Steppe von Zentral-Kasachstan war erfolgreich
Tiergartenzeitung Ausgabe 16, Mai 2018, Seite 3.
Im Reservat Altyn Dala, im Herzen Kasachstans, gibt es viele seltene Tiere. Nun setzen internationale Naturschutzorganisationen – darunter auch der Tiergarten Nürnberg – alles daran, dass in dem Gebiet bald auch wieder große Säugetiere heimisch werden, die dort ausgerottet wurden. Erste Wildesel wurden gerade aus einem anderen Schutzgebiet eingeflogen und in die neue Heimat entlassen. Steppenlandschaften gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen auf unserem Planeten. Dabei sind sie ein wichtiges Rückzugsgebiet für eine einzigartige Gemeinschaft von Geschöpfen, insbesondere auch von großen Säugern, deren Zahl alarmierend zurückgegangen ist. Dazu gehört der Equus hemionus, der Kulan.
Früher zogen die Wildesel in großen Herden durch die Eurasische Steppe. Sie besiedelten riesige Gebiete vom östlichen Mittelmeer im Westen bis in die Manschurei im Osten. Eine ungezügelte Jagd und die Veränderung ihres Lebensraums dezimierten ihre Population auf weniger als drei Prozent ihres früheren Bestandes. Besonders kritisch ist die Situation in Zentralasien. Hier stehen Kulane auf der Liste der stark bedrohten Tierarten.
Das Projekt „Kulanstep“, das vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) koordiniert wird, zielt auf ihre Wiederansiedlung in der Zentralsteppe Kasachstans ab. Kulane aus dem Nationalpark Altyn Emel im Südosten Kasachstans, in dem noch eine größere Population lebt, werden dafür in das weiter westlich gelegene Gebiet Altyn Dala gebracht. Das rund 60.000 Quadratkilometer große Areal besteht aus geschützten Zonen und einem abgegrenzten Gebiet, in dem der einheimischen Bevölkerung eine kontrollierte Jagd erlaubt ist.
An die Umsiedlungsaktion knüpfen sich große Hoffnungen. Laut Helmut Mägdefrau, Kurator des Nürnberger Tiergartens, sollen in einigen Jahren wieder größere Gruppen der seltenen Wildesel Altyn Dala, vielleicht auch noch weitere Gebiete, durchstreifen. Langfristig erhofft man sich eine Durchlässigkeit der Population von der Mongolei bis nach Kasachstan. „Momentan leben die wenigen verbliebenen Individuen in kleinen, räumlich voneinander isolierten ‚Inseln‘, ein genetischer Austausch ist nicht möglich“, so der Zoologe. Eine stabile Population in Altyn Dala könnte hier eine wichtige Brückenfunktion haben.
Spezielle Boxen für sicheren Transport
Fast zwei Jahre liefen die Vorbereitungen für die Umsiedlung der ersten Tiere, es wurden ein Auswilderungsgehege gebaut sowie Unterkünfte für die Ranger, ein Labor und eine ganze Reihe von Boxen für einen sicheren Transport. Dag Encke, Direktor des Nürnberger Tiergartens, führte Verhandlungen mit Regierungsvertretern und beteiligten Organisationen. Außerdem wurde im Zoo am Schmausenbuck, wo eine kleine Gruppe von Kulanen lebt, ein Kasache ausgebildet, der die Ansiedlung im neuen Schutzgebiet betreuen und seine Kollegen anlernen soll. Nicht zuletzt warb man in der kasachischen Bevölkerung für Zustimmung zu dem Projekt.
Im Herbst 2017 war es soweit: Die ersten neun Tiere wurden im ostkasachischen Altyn Emel eingefangen und eingehend untersucht. Danach ging es – in speziell angefertigten Einzelboxen – mit dem größten Hubschrauber der Welt ins Zentrum des Landes. „Die Aktion musste vor dem Winter stattfinden, weil die Tiere dann aus den Bergen ins flache Land kommen, wo man sie besser einfangen kann“, erläutert Mägdefrau. Die Gruppe besteht aus drei Stuten mit ihren Fohlen, einer Stute ohne Nachwuchs, einem halbwüchsigen Tier und einem jungen Hengst.
Kasachische Helfer hatten zwar vorgeschlagen, die Kulane einfach in großen Containern auf Lastwagen zu verladen und auf dem Landweg zu transportieren, was viel billiger gewesen wäre. Aber das war den Organisatoren zu risiko-trächtig. „Ein mehrere Tage dauernder Landtransport wäre im Oktober wegen extremer Regenfälle und aufgeweichter Pisten nur schwer machbar gewesen. Das hätten wir nicht mit dem Tierwohl vereinbaren können“, betont Petra Kaczensky vom norwegischen NINA-Institut. Deshalb wurden die Wildesel per Flug direkt und sehr schnell vom Fangort zum Eingewöhnungsgehege gebracht – immerhin 1300 Kilometer Luftlinie. Eine solche Reise sei ohnehin stressig genug. Zwei Stuten waren schon vor dem Verladen so aufgeregt, dass man sich entschloss, sie nicht mitzunehmen, sondern gleich wieder freizulassen.
Die Huftiere bilden eine harmonische Gruppe
Die anderen neun Tiere haben die Reise gut überstanden. „Es war ein ergreifender Moment, als nach über 100 Jahren Abwesenheit wieder Kulane ihre Hufe auf die Steppe in Zentralkasachstan gesetzt haben“, so die Naturschützerin. Die Neuankömmlinge haben das 55 Hektar große Eingewöhnungsgehege samt Unterstand sehr gut angenommen. Die meiste Zeit verbrachten sie dort mit Weiden. Sie bekamen aber auch noch zusätzliches Futter. Schließlich können ein paar Extrakilos nicht schaden, wenn sie jetzt in der noch wenig bekannten Umgebung zurecht kommen müssen.
Zwei Veterinärstudentinnen beobachteten die Kulane und protokollierten Verhalten und Kondition. Das Fazit: Allen Tieren geht es gut. Sie bilden eine harmonische Gruppe. Grundsätzlich hätte man sie laut Kaczensky gleich ins Reservat entlassen können. „Wildtiere sind im Freiland immer besser aufgehoben als in einem Gehege.“ Der Aufenthalt im eingezäunten Areal diente aber dazu, eine Bindung der Kulane an das Gebiet zu etablieren. Dieser als „soft release“ bezeichnete Ansatz habe sich bei vielen Umsiedlungsprojekten bewährt. Er verhindert, dass Tiere versuchen, wieder an ihren Heimatort zu gelangen. Außerdem wollte man die Wildesel nicht mitten im kasachischen Winter, sondern zu Beginn des Frühjahres in die Steppe entlassen. „Wir waren sehr gespannt, wie sie ihre neue Heimat erkunden“, so die Vertreterin von NINA. Am 26. März wurden dann die Tore des Gatters geöffnet. Zuerst waren die Kulane aber noch sehr zögerlich. Erst zehn Tage später haben sie „mit etwas Nachhilfe“ das Gehege verlassen – alle zusammen als eine Gruppe. „Sie sehen gesund und fit aus.
Wir wünschen ihnen ein langes, produktives Leben“, so Petra Kaczensky. Die beteiligten Initiativen werden auch weiterhin über jeden Schritt der kleinen Herde informiert sein. Die erwachsenen Stuten wurden nämlich mit GPS-Satelliten-Halsbändern ausgestattet, die der Verein der Tiergartenfreunde gestiftet hat. Die Daten werden direkt in die Forschungsstation übertragen. Außerdem werden Ranger die Neuankömmlinge auf ihren Streifzügen beobachten.
Dokumentarfilm zur Auswilderung
Interessierte Tierfreunde können Augenzeugen der Umsiedlungsaktion werden: Die Kameraleute Paul Hien und Markus Schmidbauer haben einen Film über das Projekt gedreht. Er wird voraussichtlich am Sonntag, 27. Mai 2018, um 19.30 Uhr auf Arte zu sehen sein und den Weg der Kulane in ihre neue Heimat in Zentralkasachstan zeigen.
In der Zwischenzeit laufen schon die Vorbereitungen für den nächsten Transport von Altyn Emel nach Altyn Dala. Schließlich sollen die Wildesel weite-ren Zuwachs bekommen und bald eine überlebensfähige Population bilden.
Text: Alexandra Voigt
Mit den Eseln lernen
Ein Tierarzt aus Kasachstan trainiert im Schnellkurs den Umgang mit Kulanen
Tiergartenzeitung Ausgabe 14, April 2017, Seite 5.
Wenn es darum geht, Tiere in Schutzgebieten anzusiedeln, ist das Know-How von Zoos gefragt. Die Einrichtungen sind längst keine Showbühne für Affen und Co. mehr, sondern Arche Noah für viele Arten. Eine Hauptaufgabe ist es heute, wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln und weiterzugeben. Der Nürnberger Tiergarten ist aktuell an einem Projekt beteiligt, bei dem die seltenen Kulane wieder in der zentralkasachische Steppe heimisch werden sollen, wo sie vor langer Zeit verbreitet waren.
Seit 2012 liefen Planungen, in dem Schutzgebiet „Altyn-Dala“ Przewalski- Pferde auszuwildern. Die eindrucksvollen Säuger sollten den Bewuchs kurz halten, um die Steppe als ökologisch wertvollen Lebensraum für Bodenbrüter und eine Vielzahl von Insekten zu schützen. Der Tiergarten, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die kasachische Organisation ACBK (Association for Conservation of Biodiversity of Kasachstan) arbeiteten Richtlinien für die Auswilderung aus. Eine Machbarkeitsstudie attestierte gute Erfolgsaussichten. Eine Station mit Labor, Gebäuden für die Ranger und Gehegen zur Eingewöhnung der Tiere wurde mit Unterstützung des Nürnberger Zooinspektors Max Reinhard errichtet.
Doch dann geriet das Projekt ins Stocken. Der Grund: Die Vorgaben der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) zur Wiederansiedlung seien nicht erfüllt. Die Przewalskis, zu deren früherem Verbreitungsgebiet Kasachstan zählt, stehen dort nicht als „in der Wildnis ausgerottet“ auf der Roten Liste. Erst wenn sie in dieses Verzeichnis aufgenommen sind, kann das Vorhaben in der geplanten Form umgesetzt werden. Wann das so weit ist, weiß niemand.
„Da kam die geniale Idee für eine Umsiedlung von Kulanen in die betreffende Region Altyn-Dala auf “, sagt Tiergarten- Veterinärin Katrin Baumgartner. Statt der Przewalski-Pferde aus Zoos sollen frei lebende Wildesel des Nationalparks „Altyn-Emel“ eingefangen und in die Zentralsteppe umgesiedelt werden. Denn die Infrastruktur in Form einer Rangerstation besteht schon. Fördergelder dafür wurden bereits bewilligt. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 will man nun jeweils 15 Tiere nach „Altyn-Dala“ transportieren, in der Hoffnung, dass sie sich dort gut eingewöhnen und fleißig vermehren.
Um den Erfolg des Projektes zu sichern, schulte der Tiergarten Nürnberg den kasachischen Koordinator Ruslan Doldin. Er sollte die Lebensweise und Betreuung von Kulanen und anderen Huftieren vorab am Schmausenbuck näher kennenlernen und von den Erfahrungen der Tierärzte und Pfleger profitieren. Über vier Wochen lernte der 50-Jährige viel über die Lebensweise, Verhalten und mögliche Krankheiten der Equiden, also Pferdeartigen. Die Pfleger zeigten Doldin zum Beispiel, wie man Wurmkuren oder Medikamente in einem ausgehöhlten Apfel verstecken kann, damit sie auch sicher und in der richtigen Dosis aufgenommen werden. Bei diesem Thema ist die Fotoidentifikation von großer Bedeutung. Dabei kann man anhand von Bildern eindeutige Merkmale einzelner Tiere herausfinden, wie etwa Wirbel am Kopf oder den Verlauf der Rückenlinie. Auf diese Weise sind die Individuen einer größeren Gruppe zuverlässig zu unterscheiden.
„Es ist für mich sehr beeindruckend, wie viel Erfahrung die Leute im Tiergarten haben“, sagt Doldin, für den es der erste Besuch in Europa war und der sich über die Hilfsbereitschaft der Kollegen und Pfleger aus Nürnberg freut. Besonders zu schätzen weiß der Tierarzt, dass er zu seinem fachlichen Grundwissen aus der Literatur jetzt viele Eindrücke der Realität mit nach Hause nehmen kann. Damit es keine Verständigungsprobleme gab, stand ihm Ekatarina Kovtun als Dolmetscherin zur Seite. Die 31-jährige studiert unter anderem Wildlife-Management an der Technischen Uni München.
Weiteres Thema war die Beurteilung des Ernährungszustandes der Herdentiere. Dabei werden auf der Basis von Fotos Punkte vergeben: Ihre Anzahl ist ein sicherer Hinweis darauf, ob das jeweilige Tier genug zu sich nimmt oder nicht, etwa weil es krank ist oder unter Parasitenbefall leidet. Um einen Wildesel im Notfall genauer untersuchen zu können oder Verletzungen zu behandeln, kann es vorkommen, dass man ihn betäuben muss.
Deshalb hat Ruslan Doldin bei den Tiergarten-Veterinären Katrin Baumgartner und Hermann Will auch gelernt, wie man Narkosepfeile befüllt, wie die unterschiedlichen Narkosemittel wirken, wie man die Pfeile am besten beim Patienten platziert und dass das Blasrohr bei kurzen Distanzen manchmal die bessere Alternative ist. Durch den Druckaufbau beim Narkosegewehr mit Kohlendioxid bekommen die Tiere oft schon mit, dass ihnen etwas blüht, bevor der Pfeil überhaupt abgeschossen ist. „Das leise Pffffttt reicht, und die Tiere machen sich aus dem Staub“, erzählt Baumgartner.
Auch Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen an einem Esel standen auf dem Stundenplan. „Die Kombination von Theorie und Praxis ist für mich besonders wertvoll“, sagt Doldin. Schwierig ist es allerdings, ihn mit wichtigen Medikamenten vertraut zu machen. „Wir sagen ihm, was wir nehmen. Ob das Mittel in Kasachstan zu bekommen oder wie es zu ersetzen ist, muss sich dort zeigen“, sagt Baumgartner.
Tiergarten-Direktor Dag Encke und Kurator Helmut Mägdefrau konnten wichtige Informationen von den seit Jahren laufenden Auswilderungsprojekten mit Przewalski-Pferden in der Mongolei beisteuern und Themen wie Koordination, Ablauf und Tiertransporte erläutern. Zooinspektor Max Reinhard fertigte sogar ein Modell für eine Transportkiste an, an dem sich die Kasachen orientieren können. Schließlich sind stabile Behältnisse notwendig, damit die seltenen Tiere später sicher in ihr neues Refugium transportiert werden können.
„Hier kommt es auf jede Schraube an, damit sie sich nicht verletzen“, erläutert der Veterinär Hermann Will. Wichtige Termine waren für Doldin auch die mehrtägigen Besuche in zwei Wildgehegen mit Przewalski-Pferden und Kulanen in Erlangen- Tennenlohe und Frankfurt. Der Lebensraum dort spiegelt wider, was der 50-Jährige in Kasachstan erleben wird. Wie groß ist der Wasserbedarf nahezu frei lebender Tiere, wann und wie viel in dem Eingewöhnungsgehege zugefüttert werden soll – das waren nur einige Fragen, die direkt vor Ort besprochen wurden.
Mit einer Fülle von Informationen ausgestattet möchte Ruslan Doldin jetzt, dass es so schnell wie möglich mit der Umsiedlung losgeht. „Ich weiß aber auch, dass eine gute Vorbereitung grundlegend für den Erfolg des Kulan-Projektes ist“, betont er.
Deshalb ist er nach seiner Rückkehr nach Kasachstan erst einmal damit beschäftigt, alle Erkenntnisse aus Nürnberg an seine Mitarbeiter weiterzugeben. Im Nationalpark „Altyn-Emel“ hat man bereits begonnen, die Kulane zu zählen, genau zu beobachten und Kandidaten für die Umsiedlung nach „Altyn Dala“ auszuwählen. Der Beginn ist für November geplant. Der Tiergarten Nürnberg ist zuversichtlich und steht voll hinter dem Projekt.
Text: Alexandra Voigt