Auswilderung Waldrapp
06/05/2020Auswilderung Europäische Sumpfschildkröte
28/05/2020Schutz des La Plata Delphins
IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
Botschafter für den Artenschutz
Der La Plata Delphin (Pontoporia blainvillei) kommt ausschließlich in den Küstengewässern Argentiniens, Brasiliens und Uruguays vor und gilt als die am meisten gefährdete Walart Südamerikas. Es werden fünf Management Areale anerkannt, deren Vorkommen auf einige hundert bis etwa 15.000 Delphine geschätzt wird. Da La Plata-Delphine überwiegend in Küstennähe leben, sind sie besonders empfindlich gegenüber anthropogenen Einflüssen. Die zunehmende Verschmutzung der Gewässer durch toxische Chemikalien und die regionale Fischereiindustrie haben die Population in den letzten Jahrzehnten stark reduziert. Besonders die Küstenfischerei und die dadurch bedingte hohe Anzahl an Beifangopfern, die in einigen Arealen 6% der Population ausmacht, ist besorgniserregend. Durch Überfischung seiner Beutefische wurde der La Plata-Delphin bereits aus einigen Arealen des ursprünglichen Verbreitungsgebietes vertrieben.
Unser Beitrag
Um Tierarten effektiv schützen zu können, müssen zunächst allgemeine Daten über die Biologie der Tierart vorliegen. Für den, im Vergleich zu anderen Tierarten eher unbekannten La Plata Delphin, hat für YAQU PACHA daher deren Erforschung oberste Priorität. Aus diesem Grund arbeitet die Gesellschaft seit 1996 an Projekten mit dem Ziel Wissen über diese Tierart zu generieren. YAQU PACHAs Forschungsprojekte in Bezug auf den La Plata Delphin haben sich vordergründig mit drei unterschiedlichen Themen befasst:
1. Populationsschätzungen:
Wieviele Tiere leben überhaupt im gesamten Verbreitungsgebiet? Um diese Frage zu beantworten wurden von YAQU PACHA über die Jahre Luftzählungen finanziert. Hierbei werden die in einem bestimmten Areal lebenden La Plata Delphin von einem speziellen Flugzeug aus gezählt. Eine Hochrechnung hat ergeben, dass ca. 50.000 Tiere im Südatlantik leben. Da diese Methode äußerst kostenintensiv ist, wurden in den letzten Jahren neue Technologien entwickelt und verwendet, um sowohl das generelle Vorkommen von Tieren zu ermitteln als auch um die Anzahl der Tiere zu erfassen. Mit sogenannten CPODs werden die Klicklaute, die Delphine bei der Echoortung einsetzen, aufgenommen und analysiert. Spezielle Programme können dann errechnen wieviele Tiere sich dort befinden.
2. Beifang ermitteln
Da die Fischerei die größte Gefahr für den La Plata Delphin darstellt, ist es wichtig herauszufinden, wie viele Delphine tatsächlich pro Gebiet und Jahr in den Fischernetzen verenden. YAQU PACHA hat mehrere Projekte finanziert, im Rahmen derer diese Zahlen durch Beobachter an Bord der Schiffe ermittelt wurden. Je nach Areal liegt die Beifangquote bei 3 – 6% der Gesamtpopulation, womit das Fortbestehen der Art langfristig gefährdet ist.
3. Umweltpädagogik:
Dort wo der La Plata Delphin lebt, leben auch viele Menschen, die Dank der Fischerei ihre Lebensgrundlage erwirtschaften. Früh hat YAQU PACHA erkannt, dass der Schutz dieser Delphinart langfristig nur erfolgreich sein kann wenn auch die Menschen vor Ort mit einbezogen werden. Um dies zu erreichen hat YAQU PACHA zahlreiche umweltpädagogische Programme entwickelt und durchgeführt mit dem Ziel die Tierart dem Menschen näher zu bringen.
Erfolge:
Über 25 Jahre Forschung haben wichtige Erkenntnisse über die Gesamtpopulation, Gefährdung, Genetik und allgemeine Biologie des Las Plata Delphins geliefert. Umweltpädagogische Programme wiederum haben die Delphinart bekannter gemacht und Menschen für den Schutz der Art nicht nur in Südamerika, sondern auch in Europa sensibilisiert. Wissenschaft aber auch Aufklärung und die Verbreitung von Informationen haben letztendlich dazu geführt, dass die Regierung Brasiliens 2013 ein neues Fischereigesetz verabschiedet hat. Dieses Gesetz hat die Küstenfischerei neu reguliert womit nicht nur dem La Plata Delphin geholfen ist, sondern auch dem gesamten Küstenökosystem Brasiliens. Der La Plata Delphin hat somit seine Funktion als Botschafter für den Artenschutz optimal erfüllt.
Artikel zum Thema
Neue Publikation über den Bedrohungsstatus des La Plata Delphins
Der La Plata Delphin ist in den subtropischen Küstengewässern Brasiliens, Uruguays und Argentiniens beheimatet und ist der einzige lebende Vertreter der Familie Pontoporiidae. Er gilt als die an die stärksten bedrohten Cetacean-Art im westlichen Südatlantik. Fünf Management Areale wurden in den letzten Jahren definiert (Franciscana Management Areas, FMAs - Secchi et al., 2003a). Der geschätzte Bestand reicht von einigen Hundert bis zu etwa 15.000 Delfinen. Das geringe Reproduktionspotenzial und die kurze Lebensdauer machen diese Art sehr anfällig gegenüber den derzeitigen Entnahmeraten. Der Beifang in der Kiemennetzfischerei gehört zur größten Belastung für das Überleben der Art. Hinzu kommen andere Bedrohungen wie Lebensraumzerstörung, chemische Kontamination, der Rückgang der Fischbestände und der Klimawandel. Die fischereibedingte Sterblichkeit reicht von etwa 100 in FMA I bis zu mehr als 1.000 in FMA III und übersteigt das Zweifache (in FMA IV) bis zum mehr als Fünffachen (in FMA III) der maximal zulässigen nachhaltigen Sterblichkeitsrate. Diese Zahlen zeigen, dass die Art mit den aktuellen Beifangzahlen langfristig nicht zurechtkommt und dass dringende Schutz-Maßnahmen erforderlich sind. Neue Fischereipraktiken und eine Reduktion des Fischereiaufwandes sind dringend erforderlich um den Zusammenbruch der Art zu vermeiden. Die derzeitige Sterblichkeitsrate und der prognostizierte Rückgang haben dazu geführt, dass der La Plata Delphin in der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft wird. Jüngste Fischereiverordnungen wurden in Gebieten mit besonders hohen Beifang Zahlen in Brasilien eingeführt und sollten den Erhaltungszustand der Art verbessern. Es gibt jedoch Hinweise dafür, dass diese Vorschriften nicht ausreichen, um die fischereibedingte Sterblichkeit auf ein nachhaltiges Niveau zu senken, was entweder an der mangelnden Einhaltung oder an einer unzureichenden Strategien liegen könnte. In diesem Artikel wird ein umfassender Überblick über die Ökologie und die Bedrohungen des La Plata Delphins präsentiert und Perspektiven für seine Erhaltung diskutiert.
YAQU PACHA SETZT SICH SEIT ÜBER 20 JAHREN FÜR DEN ERHALT DES LA PLATA DELPHINS EIN!
In den letzten zwei Monaten wurden allein in Rio Grande do Sul mehr als 300 La Plata Delphine getötet
14. Januar 2021
Die Nichteinhaltung der zulässigen Netzgröße und die Missachtung der Beschränkungen für bestimmte Fanggebiete sind Faktoren, die zum Anstieg der Sterblichkeit des am stärksten bedrohten aquatischen Säugetieres Südamerikas beigetragen haben. Nach Untersuchungen des Labors für Ökologie und Erhaltung der marinen Megafauna der Bundesuniversität von Rio Grande (Ecomega/Furg) wurden allein in der südlichen Region von Rio Grande do Sul von November 2020 bis heute mehr als 300 tote La Plata Delphine gefunden. Der La Plata Delphin wird auf der Roten Liste der IUCN als "gefährdet" gelistet.
Obwohl er im Südatlantik (Brasilien, Argentinien und Uruguay) endemisch ist, gehört er zu den weniger bekannten Delphinarten. Er gilt als die am stärksten vom Aussterben bedrohte Delphinart an der brasilianischen Küste, da die Tiere dieser Art häufig in den Fischernetzen verenden.
Gemäß der interministeriellen Verordnung vom 22. August 2012 dürfen Fischernetze verwendet werden, sofern die zulässigen Größen eingehalten werden und der Fischfang nur in Gebieten ohne Einschränkungen erfolgt.
"Selbst die Erfüllung dieser Gesetzgebung des Fischereiausschlusses mit den aktuellen Netzgrößen reicht nicht aus, um die Sterblichkeit auf ein nachhaltiges Niveau zu reduzieren. In weiten Arealen der brasilianischen Küste (in allen Gebieten, in denen La Plata Delphine vorkommen) gab es keine Hinweise auf eine Verringerung der Sterblichkeit. In einigen Fällen, wie in den Bundesstaaten Santa Catarina, Paraná und São Paulo, gibt es sogar Hinweise auf eine höhere Sterblichkeit im Vergleich zu früher“ meint Dr. Eduardo Secchi, Koordinator des Toninhas-Projekts (Ecomega/FURG), das vom Brasilianischen Fonds für Biodiversität (FUNBIO) unterstützt wird.
Der Schutz des La Plata Delphins gehört seit über 20 Jahren zu den Hauptaufgaben der Gesellschaft YAQU PACHA und des Tiergarten Nürnberg. Ziel dieser Arbeit ist es auf die Gefahren hinzuweisen und durch gezielte Forschungs- und Artenschutzprojekte zum Erhalt der Art beizutragen.
Delphine in Gefahr
Von Nürnberg aus hilft Yaqu Pacha den Wassersäugetieren in Südamerika
Tiergartenzeitung Ausgabe 12, Oktober 2016, Seite 4.
Es wird eng für den rätselhaften La-Plata-Delphin. An den Küsten Südamerikas verfängt er sich immer wieder in den riesigen Fischernetzen und geht qualvoll zugrunde. Heute ist er vom Aussterben bedroht. Der Tiergarten Nürnberg steuert seit 20 Jahren in einem Artenschutzprojekt dagegen. Mit Erfolg.
Er ist sehr sensibel und lässt sich kaum blicken. Doch sein scheues Wesen schützt den LaPlata-Delphin nicht vor dem Menschen. Der hat es zwar in erster Linie nicht auf diesen Säuger abgesehen, dennoch bleiben stets unzählige Zahnwale in den kilometerlangen Fischernetzen hängen und verenden. Die Folge: Der La-Plata-Delphin, eine von weltweit 45 Delphinarten, ist vom Aussterben bedroht.
Doch was hat der Tiergarten Nürnberg mit diesem Säuger zu tun? Sehr viel. Denn hier wurde 1992 die Gesellschaft Yaqu Pacha gegründet, die sich dem Schutz der wasserlebenden Säugetiere Südamerikas und der Rettung ihrer Lebensräume verschrieben hat. Treibende Kraft im Tiergarten Nürnberg ist Lorenzo von Fersen, Kurator für Forschung und Artenschutz. Seit 20 Jahren widmet er sich dem Tier, das nach dem Rio de la Plata benannt wurde – einem mächtigen Fluss, dessen Mündungstrichter zum Atlantik hin rund 220 Kilometer breit ist.
Hier lebt sie auch, die kleinste Delphinart, die nur 1,10 bis 1,70 Meter lang wird. Zum Vergleich: Ein Großer Tümmler - wie im Tiergarten - kann bis zu 3,80 Meter lang werden. Der La- Plata-Delphin ist überdies der einzige Flussdelphin, der im Meer lebt: ausschließlich an den Küsten Brasiliens, Uruguays und Argentiniens.
„Man bekommt ihn selten zu Gesicht. Wenn man ihn sieht, dann in erster Linie tot am Strand“, berichtet von Fersen. Die Säuger verfangen sich in den Netzen der Fischer. Doch die dürfen laut Gesetz den La-Plata-Delphin nicht fangen. Um Schwierigkeiten zu vermeiden, werfen sie die Delphine einfach über Bord. Die empfindlichen Tiere sind dann meist schon so geschwächt, dass ihre Überlebenschancen gleich Null sind.
Die Artenschützer haben zwar angefangen, die Delphine zu zählen. „Es gibt aber noch keine absoluten Zahlen, nur Schätzungen“, so der Forscher. „Kürzlich erhielt ich die Nachricht, dass am 24. Februar 2016 dort 23 Delphine gestrandet und verendet sind.“ Die Wissenschaftler untersuchen derzeit die Kadaver, um mehr Informationen über den noch sehr unbekannten La-Plata-Delphin und seine Population zu erhalten.
Einiges weiß man schon: Sie schwimmen in kleinen Gruppen (meist nur drei Tiere) und haben eine Lebenserwartung von durchschnittlich 16 Jahren. Die Forscher erhalten auch Erkenntnisse über die Umwelteinflüsse, denen die Tiere in ihrem Lebensraum ausgesetzt sind. Sie fanden Spuren von Schwermetallen und toxischen Chemikalien. Gifte, die Rückschlüsse über die Belastung des Wassers zulassen.
Die Artenschützer von Yaqu Pacha haben in den zurückliegenden Jahren sehr dicke Bretter gebohrt. Denn um den vom Aussterben bedrohten Delphin zu schützen, mussten sie sich mit einer sehr großen und starken Lobby anlegen: der Fischerei – ein Kampf zwischen David und Goliath. Mit der alleinigen Forderung, dass die Delphinart geschützt werden müsse, hätten sie die Politik nicht für sich gewinnen können. Das war ihnen klar. Eine Strategie musste her.
Und sie fanden eine: „Wir warnten vor dem Kollaps der Fischerei, wenn die Gewässer weiter überfischt würden“, erzählt von Fersen. Der La-Plata-Delphin wurde so zum Botschafter eines bedrohten Lebensraums. Fischerei-Unternehmen wurden befragt, die Interviews lieferten schockierende Ergebnisse: So wurden früher in den Gewässern an einem Tag so viele Fische gefangen wie heute in einer Woche.
In brasilianischen Ministerien fielen die Argumente der Artenschützer schließlich auf fruchtbaren Boden. 2012 kam ein neues Fischereigesetz heraus, um die Dezimierung des Fischbestandes durch übermäßigen Fang zu stoppen. So wurde die Länge der Netze definiert. Vor dem Erlass waren Schleppnetze mit einer Länge von bis zu sieben Kilometern keine Seltenheit.
Laut dem neuen Gesetz dürfen es maximal zwei Kilometer sein. Bestimmte Boote dürfen auch nur noch per Hand fischen, außerdem hat die Regierung Sperrgebiete in den Gewässern festgelegt. Ob das Gesetz eingehalten wird? „Nicht überall. Im Süden Brasiliens schon, in anderen Gebieten nicht“, sagt von Fersen. „Die Überwachung kostet ja auch viel Geld.“ Doch greifen die Behörden hart durch. So wurden bereits einige Schiffe beschlagnahmt, deren Crews sich nicht an die neuen Vorgaben hielten. Ob das neue Fischereigesetz in Brasilien etwas für den gefährdeten Säuger bringt, ob seine Art überleben kann – das untersuchen die Artenschützer von Yaqu Pacha derzeit.
Laut von Fersen gilt es, den Bestand der La-Plata-Delphine zu erfassen, um endlich einen Zahlenwert zu erhalten, der nahe an den Ist-Stand herankommt. Vorbild soll das „Sambah-Projekt“ sein. In dessen Rahmen werden Populationsdichte und absolute Zahlen von Schweinswalen in der Ostsee ermittelt. Dafür sind 300 sogenannte Klickdetektoren im Meer versenkt worden. Mit Hilfe dieser Unterwassermikrofone werden die Echoortungs- und Klicklaute der Schweinswale aufgezeichnet.
Yaqu Pacha will solche Detektoren für den La-Plata-Delphin einsetzen. „20 Geräte sind für diesen Lauschangriff vorgesehen“, sagt von Fersen. Außerdem schafft sich die Artenschutz-Gesellschaft eine Drohne für zusätzliche Flugzählungen an. Von Fersen: „Nur so kommen wir der Zahl der Delphine an der südamerikanischen Küste näher.“
Text: Alexander Brock