
Schutz des Irawadi-Delphins im Mekong
01/09/2020
Schutz des Guyana-Delphins im Maracaibo-See
06/02/2021Schutz des Kamerunfluss delphins
IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
Der Kamerunflussdelphin (Sousa teuszii) ist in den (sub)tropischen Gewässern entlang der Atlantikküste Afrikas beheimatet. Wenig ist über seine Verbreitung, Ökologie, Wanderungen, Populationsgröße, Status und Mortalität bekannt, da bisher kaum gezielte Feldstudien zu dieser Art durchgeführt wurden. Kamerunflussdelphine kommen nach gegenwärtigem Wissensstand in 13 Länden zwischen der Westsahara und Angola vor, während ein Vorkommen in sechs weiteren Staaten im möglichen Verbreitungsgebiet bisher nicht bestätigt wurden. Die Verbreitung und Häufigkeit der Art ist wahrscheinlich auf natürliche Weise durch Habitatsverfügbarket beschränkt, da die Tiere eine Präferenz für flache (<20 m Tiefe), von den Gezeiten beeinflusste Bereiche mit Flussmündungen, exponierten Küstenabschnitten, Mangroven und Seegrasbänken zeigen. Es gibt für keines der Länder Populationsschätzungen, aber anekdotenhafte Erzählungen und einige Fotoidentifikationsstudien deuten an, dass die lokalen Populationen klein sind (nicht mehr als wenige hundert Tiere).
In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Sorge über den Erhaltungszustand des Kamerundelphins zunehmend gestiegen. Im Jahr 2017 wurde die Art von der Weltnaturschutzunion (IUCN) von gefährdet zu vom Aussterben bedroht hochgestuft. Eine Hochrechnung verfügbarer oder angenommener Populationsgrößen zeigte, dass der Weltbestand wahrscheinlich weniger als 3000 Tiere beträgt. Das begrenzte Verbreitungsgebiet, gemeinsam mit geringen Populationszahlen und einer großen räumlichen Überschneidung mit den Küstengebieten, die stark vom Menschen genutzt werden hat zur Folge, dass die Art besonders anfällig für anthropogene Einflüsse ist. Zu den akuten Bedrohungen zählen: Beifang in Fischernetzen, gezielte Bejagung als „Bushmeat des Meeres“ und Habitatsverschlechterung sowie -verlust (beispielsweise durch Verschmutzung, Ausbaggern oder Küstenentwicklung). Beifang, insbesondere durch kleine Stellnetzfischereien ist wahrscheinlich die größte Bedrohung für die Art in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet und wird in einigen Regionen als nicht nachhaltig erachtet (beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo). Ein Entschärfen der Gefahren wird durch verschiedene Faktoren erschwert. Dazu gehören der Mangel an wissenschaftlichen Daten zur Art und die Armut der Bevölkerung im gesamten Verbreitungsgebiet. Insbesondere die Bedeutung der Kleinfischerei als Lebensgrundlage und Proteinversorgung für die Küstenbevölkerung machen es schwer, den Beifang durch die Stellnetzfischerei zu thematisieren.

Kamerunflussdelphin (Sousa teuszii) in einem Fischernetz © Tim Collins / WCS
Unser Beitrag
Der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. und der Tiergarten Nürnberg unterstützen das Consortium for the Conservation of the Atlantic Humpack Dolphin (CCAHD), das sich für den Erhalt des Kamerundelphins und seines Lebensraums einsetzt. Die Arbeit des Konsortiums umfasst Forschung, Bewusstseinsbildung und Kapazitätsaufbau. Das CCAHD arbeitet dabei eng mit anderen Organisationen, darunter der CMS, der IUCN-SSC Cetacean Specialist Group, dem Integrated Conservation Planning for Cetaceans (ICPC) und dem auf Afrika fokussiertem Sousa Task Team der Internationalen Walfangkommission zusammen, mit dem Ziel, den Schutzbemühungen um den Kamerundelphin neues Leben einzuhauchen. Dabei kommt ein dreigeteilter Ansatz zum Tragen:
1. Bewusstseinsbildung, Hilfe zur Selbsthilfe und Schutzbemühungen. Dazu gehören das Einbinden von Regierung und Anspruchsberechtigten, legislative Komponenten, Hilfe zur Selbsthilfe und Bildung.
2. Wissenslücken füllen. Das Sammeln von Felddaten zum Füllen wichtiger Wissenslücken. Die Priorisierung der Daten, die benötigt werden, um informierte Schutz und Managemententscheidungen zu treffen.
3. Das Implementieren sofortigen Handelns, um die Bedrohungen in Angriff zu nehmen. Gezielt auf die Staaten abgestimmt, in denen spezifische Bedrohungen (z.B. Beifang) klar identifiziert wurden.
Finanzielle Unterstützung vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. und dem Tiergarten Nürnberg spielt eine zentrale Rolle dabei, diese Aktivitäten zu initiieren. Dazu gehören die Entwicklung einer dreisprachigen Website, um die lokale Bevölkerung im Verbreitungsgebiet des Kamerundelphins miteinzubeziehen sowie das Einstellen eines Konsortiums Koordinators. Der Koordinator spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, die darauf hinarbeiten, wichtige Projekte zu erarbeiten und zu priorisieren.
Artikel zum Thema
Tiergarten engagiert sich für Kamerunflussdelphine
Tiergarteninformation 05/2021, 26. Januar 2021
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg unterstützt ein Konsortium zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Kamerunflussdelfins (Sousa teuszii). Um die Notlage dieser Delfinart ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und finanzielle Mittel zu ihrem Schutz zu sammeln, haben weltweit agierende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie auch Naturschutzorganisationen die dreisprachige Internetpräsenz sousateuszii.org entwickelt und umgesetzt. Dr. Lorenzo von Fersen, Kurator im Tiergarten Nürnberg für Forschung und Artenschutz, leitet die Arbeitsgruppe „Fundraising“ des Konsortiums mit dem Namen Consortium for the Conservation of the Atlantic Humpback Dolphin (CCAHD).
Mit Englisch, Französisch und Portugiesisch deckt die als dynamische Informationsquelle angelegte Plattform die drei am häufigsten gesprochenen Sprachen des Verbreitungsgebiets des auch als Sousa bekannten Delfins ab. Das Gebiet erstreckt sich über 19 afrikanische Länder von der Westsahara im Norden bis Angola im Süden. Inhaltlich bietet die Internetplattform fundiertes Wissen über die Ökologie, die Verbreitung, das Vorkommen und den Bedrohungsstatus des Kamerunflussdelfins. Eine interaktive Karte ermöglicht es den Nutzerinnen und Nutzern, sich einen Überblick über den Kenntnisstand der Forschung dieser Delfinart und die beteiligten Forschenden zu verschaffen.
Die Website wurde mit finanzieller Unterstützung des Tiergartens Nürnberg und des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. entwickelt. Im CCAHD sind mehr als 60 Forschende und über 40 Organisationen vertreten. Deren gemeinsames Ziel ist es, „durch Forschung, Bewusstseins- und Kapazitätsbildung und verschiedene Maßnahmen auf den langfristigen Erhalt der Populationen des Kamerunflussdelfins und ihrer Lebensräume hinzuarbeiten“, sagt Biologe von Fersen.
Laut Schätzungen gibt es nur noch weniger als 3 000 Individuen im gesamten Verbreitungsgebiet und internationale Naturschutzorganisationen, darunter die Weltnaturschutzunion (IUCN), die Convention on Migratory Species (CMS) und die International Whaling Commission (IWC) haben große Bedenken über die Zukunft der Tierart geäußert.
Der Kamerunflussdelfin ist, anders als sein Name erwarten lässt, kein Flussdelfin, sondern lebt hauptsächlich im Meer. Er hält sich in flachen Küstengewässern auf, in denen auch Menschen tätig sind. Es ist davon auszugehen, dass die hohe Sterblichkeit der Sousa vor allem daran liegt, dass sich die Tiere in Fischernetzen verfangen. Durch Bauprojekte zerstören Menschen die küstennahen Lebensräume der Sousa. Ohne dringende Schutzmaßnahmen könnten die Kamerunflussdelfine anderen Walarten, wie dem Vaquita, an den Rand des Aussterbens folgen. Aktuell arbeitet das CCAHD daran, einen Bericht zur systematischen Evaluation und Bewertung von Wissens-, Ressourcen- und Kapazitätslücken zu erstellen. Weiterhin listet der Bericht eine Reihe von Maßnahmen auf, die in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden müssen, um den Kamerunflussdelfin vor der Ausrottung zu bewahren.