Auswilderung Europäische Sumpfschildkröte
28/05/2020Schutz des Irawadi-Delphins im Mekong
01/09/2020Auswilderung Europäischer Ziesel
IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
Der Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) ist ein Nagetier aus der Familie der Hörnchen. Europäische Ziesel ernähren sich hauptsächlich vegetarisch von grünen Pflanzenteilen sowie Wurzeln und Knollen, im Gegensatz zu Hamstern legen sie jedoch in ihren Erdbauten keine Vorräte an. Nachdem sie über den Sommer Reserven gebildet haben, verbringen sie die Zeit von September bis März oder April im Winterschlaf. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich vom Schwarzen Meer über die Steppen Osteuropas bis an die deutsch-tschechische Grenze. Dabei wird die Population durch die Karpaten in zwei Teile geteilt. Mittlerweile sind die Bestände vielerorts stark geschrumpft und einzelne Subpopulationen durch Verinselung bedroht genetisch zu verarmen. Bis in die 1980er Jahre gab es auch ein deutsches Vorkommen im Erzgebirge und die gegenwärtigen Nachweise unweit der Grenze auf tschechischer Seite lassen auf die Möglichkeit einer Wiederansiedlung auf deutschem Gebiet hoffen.
Unser Beitrag
Der Tiergarten Nürnberg ist Heimat einer stattlichen Zieselpopulation. Bereits vor einigen Jahren unterstützte der Tiergarten ein Wiederansiedlungsprojekt in der Nähe von Altenberg mit 34 Tieren, welches jedoch mangels Erfolges im Jahre 2016 eingestellt wurde. Im Sommer des darauffolgenden Jahres stellte der Tiergarten 22 Tiere (13 Männchen und 9 Weibchen) für zur Bestandsstützung einer kleinen Zieselpopulation auf dem Golfplatz im tschechischen Karlovy Vary zur Verfügung – diesmal mit Erfolg! Mittlerweile ist die Population auf über 200 Tiere angewachsen. Sieben weitere Nürnberger Ziesel wurden 2019 unter aktiver Mithilfe des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš und des tschechischen Umweltministers Richard Brabec im Egertal ausgewildert. Auch im Jahr 2020 wird der Nürnberger Tiergarten wieder Ziesel für eine Auswilderung zur Verfügung stellen, sodass ein weiterer wichtiger Beitrag zur Bestandssicherung dieser Art geleistet werden kann.
Europäische Ziesel werden im Tiergarten Nürnberg gehalten und gezüchtet.
Artikel zum Thema
Tiergarten wildert Ziesel in Tschechien aus
Pressemitteilung, 26.06.2023
Neue Heimat für sechs Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) aus dem Tiergarten Nürnberg: Vergangene Woche wurden sie gemeinsam mit 34 weiteren Zieseln aus europäischen Zoos in Tschechien ausgewildert. Ursprünglich war die Nagetierart in weiten Teilen Europas verbreitet – auch in Deutschland. Inzwischen kommen Ziesel nur noch in kleinen Gebieten Mittel- und Osteuropas vor. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Art als "stark gefährdet" ein. Die sechs Ziesel aus Nürnberg, vier Männchen und zwei Weibchen, sind 2023 im Tiergarten geboren und aufgewachsen. Kurze Zeit vor der Auswilderung wurden sie eingefangen und kamen in ein Zwischenquartier im Tiergarten. Vergangene Woche ging es dann in einer Transportbox weiter nach Tschechien.
Vor Ort wurden die Ziesel in Auswilderungsgehege gesetzt, in denen sie Unterschlupfmöglichkeiten und Futter fanden. Hier konnten sie sich dann in den folgenden Tagen herausgraben. Der Vorteil dieser Gehege: Die Tiere haben zunächst einen sicheren Unterschlupf und werden davon abgehalten, direkt nach der Auswilderung unvorsichtig davonzurennen und möglicherweise gleich gefressen zu werden.
Projekt mit vielen Partnern
Insgesamt wurden bei der Aktion vergangene Woche 40 Ziesel ausgewildert. Die weiteren Tiere kamen aus dem Opel-Zoo Kronberg im Taunus, dem Zoo Brno in Tschechien und einer tschechischen Wildtierauffang- und Zieselzuchtstation. Die Auswilderungsaktion, die nun schon das fünfte Jahr in Folge stattfand, wurde vom Museum Karlovy Vary und der Agentura ochrany přírody a krajiny ČR (Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik) initiiert.
Das Auswilderungsgebiet liegt im Böhmischen Mittelgebirge am Fuße des Berges Milá. Seit mehr als 60 Jahren besteht dort ein Naturreservat. Die Tiere sollen dort ein neues Vorkommen gründen und sich mit den umliegenden Populationen, beispielsweise am Berg Raná, vernetzen und untereinander genetisch austauschen. In der Gegend rund um die beiden Berge haben die Projektpartner bereits mehrere Male Ziesel ausgewildert.
"Da die Tiere aus verschiedenen Zoos kommen bringen sie eine recht große genetische Vielfalt mit, die für die Anpassungsfähigkeit an die Lebensraumbedingungen und mögliche klimatische Änderungen entscheidend sein kann", sagt Jörg Beckmann, biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens.
Seit vielen Jahren an Ziesel-Auswilderung beteiligt
Seit 2014 hat der Tiergarten insgesamt mehr als 120 Ziesel ausgewildert. "Projekte wie diese müssen langfristig angelegt werden – besonders bei Arten wie den Zieseln, die in der Nahrungskette weiter unten stehen, und die von Natur aus regelmäßig gefressen werden. Auswilderungen haben auch das Ziel, genau diese natürlichen Prozesse wiederherzustellen", sagt Beckmann. "Mit der Zucht und Auswilderung der Ziesel können wir dazu beitragen, den Bestand der Tiere in Tschechien zu stützen. Aktionen wie diese sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Naturschutz gelingen kann." Unter Umständen ist so zukünftig auch eine Einwanderung von Zieseln nach Deutschland möglich. Dort kam die Tierart noch bis in die 1980er Jahre im Erzgebirge vor.
Ziesel sind kleine, etwa 200 bis 400 Gramm schwere Nagetiere, die sonnige und niedrig bewachsene Lebensräume wie Trockenrasen bevorzugen. Dazu gehören auch menschengemachte Lebensräume wie Flugfelder oder Golfplätze. Diese wurden bereits von Nürnberger Zieseln in Tschechien besiedelt.
Mehrere Zieselkolonien im Tiergarten
Im Tiergarten sind die Europäischen Ziesel unter anderem im Mediterraneum zu sehen. Daneben gibt es noch weitere Kolonien, die im östlichen Teil des Tiergartens rund um den Kinderzoo und bei der Anlage der Visayas-Pustelschweine leben. Durch diese verschiedenen Kolonien kann der Tiergarten mehr Tiere halten und Nachzuchten für die Wiederansiedelung zur Verfügung stellen.
In mehreren Auswilderungsprojekten engagiert
Neben den Zieseln beteiligt sich der Tiergarten auch mit anderen Arten regelmäßig an Auswilderungsaktionen. In den letzten Jahren hat er beispielsweise Alpensteinböcke in Österreich, Sumpfschildkröten in Hessen und Waldrappe in Spanien ausgewildert. Außerdem ist er am Auswilderungsprojekt für Bartgeier in Berchtesgaden beteiligt.
Luisa Rauenbusch
Tiergarten wildert Ziesel in Tschechien aus
Tiergarteninformation 19.07.2022
Am vergangenen Freitag, 15. Juli 2022, hat der Tiergarten der Stadt Nürnberg sechs Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) in Tschechien ausgewildert. Ursprünglich war die Nagetierart in weiten Teilen Europas verbreitet – auch in Deutschland. Inzwischen kommen Ziesel nur noch in kleinen Gebieten Mittel- und Osteuropas vor. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art als „stark gefährdet“ ein. Insgesamt wurden bei der Aktion vergangene Woche 32 Ziesel ausgewildert. Die anderen Tiere kamen aus dem Opel-Zoo Kronberg und dem schwedischen Zoo Nordens Ark. Die Auswilderungsaktion fand bereits das vierte Jahr in Folge statt.
Die sechs Ziesel aus Nürnberg, zwei Männchen und vier Weibchen, sind in diesem Jahr im Tiergarten geboren und aufgewachsen. Wenige Tage vor der Auswilderung wurden sie eingefangen und kamen in ein Zwischenquartier im Tiergarten. Am Freitag ging es dann in einer Transportbox weiter nach Tschechien.
Projekt mit vielen Partnern
Die diesjährige Auswilderung fand in Kooperation mit dem Museum Karlovy Vary, der Agentura ochrany přírody a krajiny ČR (Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik), dem südböhmischen Zoo Hluboká, dem schwedischen Zoo Nordens Ark und dem Opel-Zoo Kronberg im Taunus statt. Der Opel-Zoo wilderte sieben Ziesel aus, der Zoo Nordens Ark 19 Ziesel. Die Tiere aus Schweden wurden über den Zoo Hluboká angeliefert. Zusammen mit den sechs Tieren aus Nürnberg haben damit insgesamt 32 Ziesel eine neue Heimat bekommen. Ausgewildert wurden die Nagetiere im Böhmischen Mittelgebirge am Fuße des Berges Milá. Seit mehr als 60 Jahren besteht dort ein Naturreservat. An dieser Stelle hatten die Projektpartner bereits Ziesel ausgewildert – damals unter Beisein des tschechischen Ministerpräsidenten.
Vor Ort wurden die Ziesel in Auswilderungsboxen gesetzt, in denen sie Unterschlupfmöglichkeiten und Futter fanden. Aus diesen Gitterboxen konnten sie sich dann in den folgenden Tagen herausgraben. Der Vorteil der Boxen: Die Tiere haben zunächst einen sicheren Bau und werden davon abgehalten, direkt nach der Auswilderung unvorsichtig davonzurennen und möglicherweise gleich gefressen zu werden.
Tiergarten seit vielen Jahren an Ziesel-Auswilderung beteiligt
Seit 2014 hat der Tiergarten Nürnberg insgesamt 116 Ziesel ausgewildert. „Projekte wie diese müssen langfristig angelegt werden – besonders bei Arten wie den Zieseln, die in der Nahrungskette weiter unten stehen, und die von Natur aus regelmäßig gefressen werden. Auswilderungen haben auch das Ziel, genau diese natürlichen Prozesse wiederherzustellen“, sagt Jörg Beckmann, biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg. „Mit der Zucht und Auswilderung der Ziesel können wir dazu beitragen, den Bestand der Tiere in Tschechien zu stützen. Aktionen wie diese sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Naturschutz gelingen kann.“
Ziesel sind kleine, etwa 200 bis 400 Gramm schwere Nagetiere, die sonnige und niedrig bewachsene Lebensräume wie Trockenrasen bevorzugen. Dazu gehören auch menschengemachte Lebensräume wie Flugfelder oder Golfplätze. Diese wurden bereits von Nürnberger Zieseln in Tschechien besiedelt. Das Ziel der Auswilderungsaktion ist es, die bestehenden, räumlich getrennten und zum Teil nur wenig vitalen Kolonien der Region zu verstärken und wieder zu vernetzen. Dabei soll auch ein genetischer Austausch stattfinden. Unter Umständen ist so zukünftig auch eine Einwanderung von Zieseln nach Deutschland möglich. Dort kam die Tierart noch bis in die 1980er Jahre im Erzgebirge vor.
In vielen Zieselkolonien in Tschechien führte der nasse Sommer 2021 zu starken Verlusten. Bei Nagetieren mit hoher Vermehrungsrate sind derartige Schwankungen allerdings normal. Stabil blieb die Zieselkolonie auf dem Golfplatz von Karlovy Vary (Karlsbad). Dort ist der Boden aufgrund der Geologie und des Golfplatzes gut drainiert, sodass Wasser besser ablaufen kann.
Mehrere Zieselkolonien im Tiergarten
Im Tiergarten sind die Europäischen Ziesel unter anderem im Mediterraneum zu sehen. Daneben gibt es noch eine zweite Kolonie, die im östlichen Teil des Tiergartens bei der oberen Nashornanlage lebt. Durch diese beiden Kolonien kann der Tiergarten mehr Tiere halten und Nachzuchten für die Wiederansiedelung zur Verfügung stellen.
Auch bei anderen Tierarten ist der Tiergarten Nürnberg regelmäßig an Auswilderungsaktionen beteiligt. So zum Beispiel am Bartgeier-Auswilderungsprojekt in Berchtesgaden, bei der Wiederansiedlung von Alpensteinböcken in Österreich oder bei der Auswilderung von Europäischen Sumpfschildkröten in Hessen.
Ziesel aus Nürnberg in Tschechien ausgewildert
Tiergarteninformation 29/2019
Am Dienstag, 23. Juli 2019, beteiligte sich der Tiergarten der Stadt Nürnberg an einer deutsch-tschechischen Auswilderungsaktion von Zieseln aus tschechischen und deutschen Zoos. Die Tiere wurden unter aktiver Mithilfe des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš und des tschechischen Umweltministers Richard Brabec im unteren Egertal am Fuße des Vulkankegels bei dem Dorf Milá (Millayer Berg) ausgewildert. Seit mehr als 60 Jahren besteht dort ein Naturreservat.
Insgesamt wurden 85 Ziesel ausgewildert. Ziesel sind kleine, etwa rattengroße Nagetiere, die bis in die 1980er Jahre auch im Erzgebirge lebten. Die ausgewilderten Tiere stammen aus den Zoos von Prag, Brno und Hluboká sowie aus dem Opelzoo Kronberg (Taunus) und sieben Tiere aus dem Tiergarten Nürnberg. Die aus Deutschland stammenden Tiere transportierte Tiergartenvizedirektor Dr. Helmut Mägdefrau nach Tschechien.
Einige Ziesel – auf Tschechisch „sysel“ – wurden in eigens dafür gebohrte, mit Futter ausgestattete Erdlöcher gesteckt, andere kamen in kleine Gehege. Die Tiere sollten ein bis drei Tage benötigen, um sich heraus zu graben. So haben sie schon einen sicheren, vertrauten Unterschlupf und werden davon abgehalten, unvorsichtig davonzurennen. Ziel der Auswilderungsaktion ist es, die bestehenden, räumlich getrennten Kolonien an den anderen Vulkankegeln der Region wieder zu vernetzen, um einen genetischen Austausch zu ermöglichen.
Schon vor zwei Jahren hat der Tiergarten Nürnberg am Golfplatz bei Karlovy Vary (Karlsbad) mit 22 Zieseln eine kleine, vom Aussterben bedrohte Kolonie dieser Nager in Tschechien gestützt. Mit Erfolg: die Kolonie ist wieder auf über 200 Tiere angewachsen.
Text: Nicola A. Mögel
Auswilderung auf dem Golfplatz
Ungewöhnliches Naturschutzprojekt in Tschechien
modifiziert von manati 32. Jahrgang, Heft 2, November 2017, Seite 12.
Der Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) – ein Vertreter der Hörnchen – kommt heute nur noch in kleinen Teilen Mitteleuropas, im südlichen Osteuropa, in der Türkei und in Teilen des Balkans vor. Nicht nur in Polen und im Erzgebirge sondern auch in weiteren Teilen ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes versucht man daher diese possierlichen Nager wieder anzusiedeln.
Am 26. Juli 2017 wurden insgesamt 22 Ziesel aus dem Tiergarten Nürnberg, 13 Männchen und 9 Weibchen, im Rahmen eines Auswilderungsprojektes auf dem tschechischen Golfplatz Karlovy Vary in Karlsbad ausgewildert. Ziesel bevorzugen bewirtschaftete Flächen mit kurzem Gras, weil sie dort Fressfeinde frühzeitig erkennen können. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Populationen der possierlichen Erdhörnchen verschwinden oder stark zurückgehen, wenn die Flächen – als Schutzmaßnahme – nicht mehr bewirtschaftet werden. Deshalb sind Ziesel häufig auch auf Flugplätzen zu finden, wo das Gras um die Startund Landebahnen stets kurz gehalten wird.
Die angestammten Lebensräume der Europäischen Ziesel sind Trocken- und Halbtrockenrasen sowie steppenartige Wiesen- und Weidelandschaften. Diese sind durch massive Landschaftsumgestaltungen in den letzten Jahren europaweit stark zurückgegangen. Die Ziesel haben große Teile ihrer ehemaligen Lebensräume damit für immer verloren. Die verbliebenen Populationen sind zudem zwischenzeitlich stark fragmentiert, wodurch häufig kein genetischer Austausch mehr möglich ist. Auch deshalb gelten Europäische Ziesel nach der Roten Liste als „gefährdet“.
Auf dem Karlsbader Golfplatz werden die Nürnberger Ziesel künftig nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sondern auch wichtige Botschafter ihrer Art sein. Die Betreiber werben auf ihrer Website mit den bedrohten Bewohnern. Auf dem weitläufigen Gelände bietet der Ersatzlebensraum den Zieseln außerdem reichlich Rückzugsmöglichkeiten abseits von Grün, Vorgrün und Fairways.
Text: Björn Jordan