IUCN Rote Liste: Bedrohungsstatus / Populations-Trend
Der Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) ist ein Nagetier aus der Familie der Hörnchen. Europäische Ziesel ernähren sich hauptsächlich vegetarisch von grünen Pflanzenteilen sowie Wurzeln und Knollen, im Gegensatz zu Hamstern legen sie jedoch in ihren Erdbauten keine Vorräte an. Nachdem sie über den Sommer Reserven gebildet haben, verbringen sie die Zeit von September bis März oder April im Winterschlaf. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich vom Schwarzen Meer über die Steppen Osteuropas bis an die deutsch-tschechische Grenze. Dabei wird die Population durch die Karpaten in zwei Teile geteilt. Mittlerweile sind die Bestände vielerorts stark geschrumpft und einzelne Subpopulationen durch Verinselung bedroht genetisch zu verarmen. Bis in die 1980er Jahre gab es auch ein deutsches Vorkommen im Erzgebirge und die gegenwärtigen Nachweise unweit der Grenze auf tschechischer Seite lassen auf die Möglichkeit einer Wiederansiedlung auf deutschem Gebiet hoffen.
Europäischer Ziesel (Spermophilus citellus) im Tiergarten Nürnberg © Jonas Straub
Der Tiergarten Nürnberg ist Heimat einer stattlichen Zieselpopulation. Bereits vor einigen Jahren unterstützte der Tiergarten ein Wiederansiedlungsprojekt in der Nähe von Altenberg mit 34 Tieren, welches jedoch mangels Erfolges im Jahre 2016 eingestellt wurde. Im Sommer des darauffolgenden Jahres stellte der Tiergarten 22 Tiere (13 Männchen und 9 Weibchen) für zur Bestandsstützung einer kleinen Zieselpopulation auf dem Golfplatz im tschechischen Karlovy Vary zur Verfügung – diesmal mit Erfolg! Mittlerweile ist die Population auf über 200 Tiere angewachsen. Sieben weitere Nürnberger Ziesel wurden 2019 unter aktiver Mithilfe des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš und des tschechischen Umweltministers Richard Brabec im Egertal ausgewildert. Auch im Jahr 2020 wird der Nürnberger Tiergarten wieder Ziesel für eine Auswilderung zur Verfügung stellen, sodass ein weiterer wichtiger Beitrag zur Bestandssicherung dieser Art geleistet werden kann.
© Jonas Straub
© Jonas Straub
Tiergarteninformation 29/2019
Am Dienstag, 23. Juli 2019, beteiligte sich der Tiergarten der Stadt Nürnberg an einer deutsch-tschechischen Auswilderungsaktion von Zieseln aus tschechischen und deutschen Zoos. Die Tiere wurden unter aktiver Mithilfe des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš und des tschechischen Umweltministers Richard Brabec im unteren Egertal am Fuße des Vulkankegels bei dem Dorf Milá (Millayer Berg) ausgewildert. Seit mehr als 60 Jahren besteht dort ein Naturreservat.
Insgesamt wurden 85 Ziesel ausgewildert. Ziesel sind kleine, etwa rattengroße Nagetiere, die bis in die 1980er Jahre auch im Erzgebirge lebten. Die ausgewilderten Tiere stammen aus den Zoos von Prag, Brno und Hluboká sowie aus dem Opelzoo Kronberg (Taunus) und sieben Tiere aus dem Tiergarten Nürnberg. Die aus Deutschland stammenden Tiere transportierte Tiergartenvizedirektor Dr. Helmut Mägdefrau nach Tschechien.
Einige Ziesel – auf Tschechisch „sysel“ – wurden in eigens dafür gebohrte, mit Futter ausgestattete Erdlöcher gesteckt, andere kamen in kleine Gehege. Die Tiere sollten ein bis drei Tage benötigen, um sich heraus zu graben. So haben sie schon einen sicheren, vertrauten Unterschlupf und werden davon abgehalten, unvorsichtig davonzurennen. Ziel der Auswilderungsaktion ist es, die bestehenden, räumlich getrennten Kolonien an den anderen Vulkankegeln der Region wieder zu vernetzen, um einen genetischen Austausch zu ermöglichen.
Schon vor zwei Jahren hat der Tiergarten Nürnberg am Golfplatz bei Karlovy Vary (Karlsbad) mit 22 Zieseln eine kleine, vom Aussterben bedrohte Kolonie dieser Nager in Tschechien gestützt. Mit Erfolg: die Kolonie ist wieder auf über 200 Tiere angewachsen.
Text: Nicola A. Mögel
Ungewöhnliches Naturschutzprojekt in Tschechien
modifiziert von manati 32. Jahrgang, Heft 2, November 2017, Seite 12.
Der Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) – ein Vertreter der Hörnchen – kommt heute nur noch in kleinen Teilen Mitteleuropas, im südlichen Osteuropa, in der Türkei und in Teilen des Balkans vor. Nicht nur in Polen und im Erzgebirge sondern auch in weiteren Teilen ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes versucht man daher diese possierlichen Nager wieder anzusiedeln.
Am 26. Juli 2017 wurden insgesamt 22 Ziesel aus dem Tiergarten Nürnberg, 13 Männchen und 9 Weibchen, im Rahmen eines Auswilderungsprojektes auf dem tschechischen Golfplatz Karlovy Vary in Karlsbad ausgewildert. Ziesel bevorzugen bewirtschaftete Flächen mit kurzem Gras, weil sie dort Fressfeinde frühzeitig erkennen können. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Populationen der possierlichen Erdhörnchen verschwinden oder stark zurückgehen, wenn die Flächen – als Schutzmaßnahme – nicht mehr bewirtschaftet werden. Deshalb sind Ziesel häufig auch auf Flugplätzen zu finden, wo das Gras um die Startund Landebahnen stets kurz gehalten wird.
Die angestammten Lebensräume der Europäischen Ziesel sind Trocken- und Halbtrockenrasen sowie steppenartige Wiesen- und Weidelandschaften. Diese sind durch massive Landschaftsumgestaltungen in den letzten Jahren europaweit stark zurückgegangen. Die Ziesel haben große Teile ihrer ehemaligen Lebensräume damit für immer verloren. Die verbliebenen Populationen sind zudem zwischenzeitlich stark fragmentiert, wodurch häufig kein genetischer Austausch mehr möglich ist. Auch deshalb gelten Europäische Ziesel nach der Roten Liste als „gefährdet“.
Auf dem Karlsbader Golfplatz werden die Nürnberger Ziesel künftig nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sondern auch wichtige Botschafter ihrer Art sein. Die Betreiber werben auf ihrer Website mit den bedrohten Bewohnern. Auf dem weitläufigen Gelände bietet der Ersatzlebensraum den Zieseln außerdem reichlich Rückzugsmöglichkeiten abseits von Grün, Vorgrün und Fairways.
Text: Björn Jordan